Gymnasium – Auf Spurensuche

Auf unserem AWG Blog geben wir Ihnen verschiedene Einblicke in das Gymnasium – den Lebensmittelpunkt vieler junger Menschen. In diesem Beitrag wollen wir dem Begriff auf den Grund gehen und herausfinden, wie sich dieser entwickelt hat.

Was bedeutet Gymnasium?

Als Gymnasium bezeichnet man in Deutschland eine weiterführende Schule, die nach der 4. Klasse besucht wird. Das Gegenstück zum Gymnasium ist die Mittelschule, die Schüler mit weniger guten Leistungen besuchen können. Das Gymnasium sammelt also die besten Schüler und bereitet auf das Studium vor.

Am Ende der Laufbahn am Gymnasium folgt die Universität, die durch die erworbene Fachhochschulreife besucht werden kann.

Die Wortherkunft – Gymnasion – Gymnasium

Zu Zeiten der alten Römer hat man primär vom Gymnasion gesprochen. Hier ging es in erster Linie um körperliche Ertüchtigung – später entwickelte sich das Gymnasion aber auch zu einer sozialen Einrichtung. Der Fokus blieb allerdings auf der körperlichen Ertüchtigung und das erklärt auch die Bedeutung des Wortes Gymnasion, das auf altgriechisch so viel wie „öffentlicher Platz für Leibesübungen“ bedeutet. Erst später wurde der Begriff durch Gymnasium ersetzt.

In Athen wurde das Gymnasion auch als Bildungsstätte verstanden. Natürlich war körperliche Betüchtigung immer noch ein großer Teil der Ausbildung, aber auch intellektuelle Inhalte wurden in den Unterricht aufgenommen.

Wer hatte Zugang zu einem Gymnasion?

Ein Gymnasion war in erster Linie der privilegierten Gesellschaft, der Aristokratie, zugänglich. Aber schon im 2. Und 3. Jahrhundert waren die Gymnasien auch anderen Schichten zugänglich – Händler und Sklaven blieben aber weiterhin ausgeschlossen.

Frauen waren nicht erlaubt sich öffentlich sportlich zu betätigen. Und auch Männer haben sich nur bis 30 körperlich betätigt. Beteiligt am Training waren immer Trainer, Sportlehrer und Arzt.

Generell war es für Frauen schwer Anerkennung im Sport zu bekommen. Allerdings gibt es ein paar Aufzeichnungen, dass Mädchen in Sparta eine körperliche Ausbildung absolvieren konnten. Auch in anderen Teilen ist Mädchengymnastik bezeugt, aber dabei ist der genaue Umfang der sportlichen Tätigkeit nicht bekannt. Generell hat der Frauensport nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt, was den allgemeinen Stand von Frauen in der Gesellschaft spiegelt.

Verwirrung mit der englischen Wortbedeutung – gym

Im Englischen spricht man ebenfalls von „gym“ oder „gymnasium“. Die Interpretation des Wortes hat aber absolut nichts mit unserer Bedeutung als weiterführende Schule zu tun. Denn das englische Wort bezieht sich wieder viel mehr auf die eigentliche Bedeutung des griechischen Wortes und heißt so viel wie „Turnhalle“ oder „Fitnessstudio“.

Verschiedene Gymnasien

An Gymnasien wird zwischen verschiedenen Fachprofilen entschieden, zwischen denen die Schüler wählen können. Dabei unterscheidet man traditionell in drei verschiedene Profile. Welche dabei verfügbar sind, kommt auf das jeweilige Gymnasium an.

• Mathematisch-naturwissenschaftliches Profil – Der Schwerpunkt liegt hier auf naturwissenschaftlichen Fächern und im Fokus steht Mathematik. Früher wurden diese Gymnasien auch als Realoberschule bezeichnet.
• Neusprachliches Profil – Dieses Profil wird oft auch als sprachliches Profil bezeichnet. An Gymnasien mit diesem Profil wird teilweise auch mehrsprachiger Unterricht angeboten. Einige Schulen ermöglichen sogar ein bilinguales Abitur zu absolvieren.
• Humanistisches Profil – Der Schwerpunkt liegt auf alten Sprachen wie Altgriechisch und Latein.

In einigen Gymnasien werden die verschiedenen Profile auch miteinander kombiniert. Der Nachteil dieser Profilsortierung ist, dass Schüler aus kleinen Städten kaum Wahlmöglichkeiten haben. Obwohl das System so angelegt ist, dass Schüler das wählen, was Ihnen am besten gefällt oder sie am meisten interessiert, gelingt das in der Realität nicht immer.

Wirklich eine Wahl haben eigentlich nur Schüler aus großen Städten, wo verschiedene Gymnasien erreichbar sind. Wenn es nur ein Gymnasium im Ort gibt, fällt diese Entscheidung natürlich weg.

Andere Profile und Formen von Gymnasien

Neben den herkömmlichen Profilen bieten einige Gymnasien auch noch weitere Profile, wie beispielsweise:

• Musisches Profil – Mit dem Schwerpunkt auf Musik, Künste und Talentförderung. In einem musischen Gymnasium haben Schüler vermehrt Musikunterricht und lernen in der Regel mindestens ein Instrument.
• Sportgymnasium – Hier werden vor allem Leistungssportler unterstützt. Denn der normale gymnasiale Alltag ist nicht an die Bedürfnisse von Leistungssportlern angepasst.
• Wirtschaftsgymnasium – In einem Wirtschaftsgymnasium liegt der Fokus auf den Fächern BWL und Sprachen. Daran können Studien in den jeweiligen Bereichen angeschlossen werden und der Einstieg fällt leichter.
• Europäisches Gymnasium – An einem europäischen Gymnasium werden mindestens drei Fremdsprachen unterrichtet, Schüler können aber auch eine vierte Sprache wählen.

Darüber hinaus gibt es auch noch andere Gymnasien, wie beispielsweise das Abendgymnasium, das als Oberstufe des Zweiten Bildungsweges gilt.

Das brittische Pendant – Grammar Schools

Eine Grammar School ist einer von mehreren verschiedenen Schultypen in der Geschichte des Bildungswesens im Vereinigten Königreich und anderen englischsprachigen Ländern, ursprünglich eine Schule, in der Latein unterrichtet wird.

In jüngerer Zeit jedoch eine akademisch orientierte Sekundarschule, die sich in den letzten Jahren von den weniger akademischen Realschulen unterscheidet. Der Hauptunterschied besteht darin, dass eine Grammar School die Schüler aufgrund ihrer akademischen Leistungen auswählen kann, während eine Secondary Modern School dies nicht darf.

Der ursprüngliche Zweck der mittelalterlichen Gymnasien war der Unterricht von Latein. Im Laufe der Zeit wurde der Lehrplan erweitert, zunächst um Altgriechisch, später auch um Englisch und andere europäische Sprachen, Naturwissenschaften, Mathematik, Geschichte, Geographie und andere Fächer – wie oben beschrieben. In der späten viktorianischen Ära wurden die Grammar Schools reorganisiert, um in ganz England und Wales eine Sekundarschulbildung anzubieten; Schottland hatte ein anderes System entwickelt.

Grammar Schools dieser Art wurden auch in britischen Gebieten in Übersee eingerichtet, wo sie sich auf unterschiedliche Weise entwickelt haben.

Andere Möglichkeiten zur Hochschulreife

In erster Linie werden Gymnasien in Deutschland heute besucht, um die allgemeine Hochschulreife zu erreichen. Wer das auf dem generellen Weg nicht schafft, kann aber auch auf dem Zweiten Bildungsweg das Abitur nachholen. Dafür gibt es diverse Einrichtungen – besonders verbreitet ist dabei das Abendgymnasium, denn das kann auch nach der Arbeit besucht werden.

Es gibt vor allem in Deutschland und Österreich aber auch eine Reihe von Fachschulen, wo ein sogenanntes Fachabitur erlangt werden kann. Mit diesem Abitur hat man allerdings beschränkten Zugang zu Universitäten – in erster Linie kann man mit einem Fachabitur an Fachhochschulen studieren.